Zwischen Türen

„Wenn eine Tür sich schliesst, geht eine andere auf“ Trost spenden soll er, dieser Satz. Er soll in uns die Hoffnung leben lassen, Mut machen und uns nach vorne blicken lassen. Auf den ersten Blick mag dies die genau richtige Haltung sein, die perfekten Worte, um jemanden zu unterstützen.

 

Die meisten von uns wissen aus Lebenserfahrung, dass auf geschlossene Türen wieder mal offene folgen, doch die grossen Fragen, die sich mir stellen sind:

 

Was mache ich in der Zeit zwischen geschlossenen Türen? Im Moment wo das Alte vorbei ist und das Neue noch nicht geboren. Wie halte ich die Ungewissheit aus? Woher beziehe ich das Vertrauen darauf, dass es gut kommen möge für mich? Wer steht mir bei in der Dunkelheit, der Unsicherheit, im Zweifel?

 

Wahrscheinlich braucht es eine Art seelischen Notfallkoffer, den man in guten Zeiten mit wertvollen Ressourcen füllt und der einen durch die Zeit trägt, wo man kopfüber im Schlamm liegt und einmal mehr die Kraft sucht aufzustehen. Das mögen liebevolle Begleiter sein, die ausdauernd an unserer Seite sind und bleiben, egal wie dunkel es um uns wird und wie lange es dauert.

Ein anderer Kraftquell liegt im Kontakt mit der Natur. Sie hilft uns den Kopf lüften, nährt die Seele und besonders der Blick aus der Höhe mag uns eine neue Perspektive schenken, die Fragen unserer Seele relativeren.

Auch der Glaube und das Wissen um den Sinn aller Geschehnisse verleiht uns die Kraft trotz wackligen Bodens und unsicheren Ganges uns Schritt für Schritt ins Ungewisse zu wagen. Sich eingebunden wissen in ein grösseres Ganzes, sich der Verbindung zur geistigen Welt gewahr zu sein, hilft auch längere Durststrecken zu überstehen, die Hoffnung im Herzen behütend.

 

Der grösste Schutz jedoch mag uns wohl die Liebe in uns bieten. Dabei geht es nicht darum himmelhochjauchzend durch die Welt zu tanzen, sondern darum trotz des Schmerzes den wir fühlen, die Schönheit in den Dingen zu erkennen. Wir legen keine harte Schale um uns, sondern bleiben weich fühlend und anschmiegsam. Die Liebe verleiht uns die Kraft vom entweder oder ins sowohl als auch zu finden. Unsicherheit, Zweifel, Leid hat dann Platz neben Schönheit, Berührung, Erfüllung. Und diese kleine Sternschnuppen, die wir dank der Liebe in unser Herz legen, schützen uns im Raum der geschlossenen Türen. Sie helfen auszuhalten, dass wir auf unsere Fragen keine einfachen Antworten finden können und wir erkennen, dass der Prozess, den wir in der Dunkelheit durchlaufen, die Antwort ist. Wie Eckhart Tolle so schön formulierte: Wenn wir kein Leid erfahren, dann streben wir nicht mehr nach Erleuchtung, sondern legen uns einfach schlafen. Die Zeiten der Unsicherheit bergen das grosse Geschenk der Möglichkeit zu wachsen, zu erkennen und das Licht durch die Ritzen im Mauerwerk hineinzulassen.