In Deiner Einsamkeit
legst Du Sternspuren aus Staub
die der Wind fortträgt
an einen Horizont aus Kristall
Blutstropfen aus Mondfarben
Klänge formend auf dem Weg
durch dornengesäumte Strassen
die nach dem Stern rufen
und auf die Taube warten
doch der Ölzweig ist gefallen
am Himmelsende
erhebt sich der Marienkäfer zum Flug
Manuela KrattigeR
Die Nacht hat ihren Schutz zu früh zurückgezogen
das Narbenfleisch erdrückt die Herzhaut
der gordische Knoten
bildet sich neu
gnadenlos in seiner Deutlichkeit
wo gehören die Verlorenen hin?
Manuela KrattigeR
Wüstenzeit
kakteengesäumter Weg
Dornen bohren sich ins Fleisch
Zuversicht zerrinnt auf ausgedorrtem Boden
warten auf die Rose von Jericho
Manuela KrattigeR
Erzähl mir eine Geschichte Feuer
Erzähl mir vom Hunger nach Leben
Und der Jagd nach Deinen Träumen
Verschlinge mein Herz mit Deiner Glut
Züngelnd an meinen Wunden
Asche wird zu Gold
Staub im Haar
Wahrheitstrieb
Brenn Feuer brenn
Verzehre den Schmerz
Blutgewand im Herzpunkt
Träumend in die Nacht
Kraft Dynamik Streben
Überlebensglut
Lichtstahlen in Schwarz getaucht
Hitzetunnel
Formentanz
Zerbirst mein Leid
Manuela KrattigeR
Salz brennt auf meiner Haut
bahnt sich einen Weg
Luft in meinen Lungen
sturmwellengleich
schmerzende Knochen
bis ins Mark
blutende Wunden
Lebenszeugen
Worte brechen das Schweigen
Manuela KrattigeR
Die roten Schuhe
verführen Dich mit dem getöteten Geheimnis Deiner Sehnsucht
laden zum Teufelstanz,
dessen Sog Du nicht entkommst
Wirbelsturm unaufhörlich drehend
alles schwindet
bis Du Dich selbst auflöst
Schattenhüllendasein der Extreme
bis zum Nullpunkt
an den Anfang zurückkatapultiert
und doch nicht die Gleiche
findest Du allmählich ins Leben zurück
ringst um Deinen wahren Weg
suchst Du Deinen Herzschlag wieder zu finden
in kleinen Schritten vorwärts
Manuela KrattigeR
das leere Blatt
aushalten
aushalten lernen
sein Schweigen einatmen
innehalten
und zusehen
wie
es
sich
füllt
allmählich
mit
Sinn
oder
etwas
wie
Sinn
ausatmen
Manuela KrattigeR
Es braucht den Mut
vollständig einzutauchen
bis die Wasser uns verschlingen und auf den tiefsten Grund ziehen
Es braucht den Mut,
den Schmerz unser Wesen ganz und gar durchdringen zu lassen
Es braucht den Mut
zu scheitern
zu brechen
zu verzweifeln
Es braucht den Mut
uns vernarbt und verwundet
der Welt zu zeigen
Und es braucht den Mut
zu lieben
in einer nie gekannten Kompromisslosigkeit
Es braucht den Mut
unsere Liebe
in ihrer vollständigen Schönheit erstrahlen zu lassen
nur und nur
weil der Schmerz und das Leid Teil unseres Wesens sind
Es braucht den Mut
an diese Liebe in uns zu glauben
und zu vertrauen in jedem Moment
Es braucht den Mut zu lieben.
Manuela KrattigeR